Dienstag, 19. Februar 2013

Nachtzug nach Lissabon

Sam Emerson © 2012 Concorde Filmverleih
Eine gute Geschichte macht noch keinen guten Film. Selten war diese Wahrheit so zutreffend wie im Fall von Nachtzug nach Lissabon. Das Potential der Romanvorlage von Pascal Mercier weiß Regisseur Bille August leider kaum zu nutzen und liefert stattdessen eine Verfilmung ab, die auf ihrem Tiefpunkt gar unfreiwillige Komik entfaltet.

Dabei geben die Ereignisse von Nachtzug in Lissabon kaum Anlass zum Lachen. Der Schweizer Lehrer Raimund Gregorius (Jeremy Irons) bewahrt eine ihm unbekannte junge Frau vor dem Selbstmord und kommt hierdurch in den Besitz eines geheimnisvollen Buches sowie eines Zugtickets nach Lissabon. Kurzerhand entschließt sich Raimund diese Reise anzutreten, die unglückliche Frau wiederzufinden und mehr über den Autor des Buches, Amadeu de Prado (Jack Huston), zu erfahren. Das Leben des Portugiesen zieht den bodenständigen Lehrer mehr und mehr in ihren Bann. In Gesprächen mit den engsten Vertrauten des Autors rekonstruiert Raimund Schritt für Schritt dessen aufregende Geschichte. Aber seine Reise führt ihn nicht nur in ein fremdes Leben, sondern auch zu sich selbst.

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The Croods

The Croods © 2012 DreamWorks Animation LLC. All Rights Reserved. 
Die Familie Feuerstein hatte ihrer Zeit nicht nur eine Menge Infrastruktur, sondern vor allem ein soziales Umfeld, in dem sie sich bewegte. Diese Dinge sind den Croods nicht vergönnt: Die Nachbarn sind wilden Tieren und Krankheiten zum Opfer gefallen und die gemeinsame Höhle ist der einzige Luxus der Familie. Dazu kommt, dass sich die Höhlenmenschen auf einer deutlich niedrigeren Entwicklungsstufe befinden. Noch nicht einmal das Feuer haben sie entdeckt. Der fehlende Fortschritt könnte etwas mit Vater Grug zu tun haben, denn dessen Lebensmotto "Alles Gute ist schlecht" motiviert nicht unbedingt dazu, über den eigenen Horizont hinauszuwachsen.

Zum Glück gibt es seine pubertierende Tochter Eep, die – wie jeder Teenager – gegen die elterlichen Regeln rebelliert und in diesem Zusammenhang über den Teller-, oder besser gesagt Höhlenrand schaut. Dabei lernt sie den modernen Menschen Guy kennen, der nicht nur Feuer machen kann, sondern auch vom bevorstehenden Weltuntergang weiß. Eep ist im wahrsten Sinne des Wortes Feuer und Flamme für den jungen Mann und als die ersten apokalyptischen Anzeichen auftreten, überredet sie ihre Familie mit Guy gemeinsam ins "Morgen" zu ziehen. Vater Grug ist weder von der Schwärmerei seiner Tochter, noch von den neumodischen Ideen ihres Angebeteten überzeugt und fühlt sich in seiner Rolle als Familienoberhaupt bedroht. Doch für Streitereien bleibt keine Zeit, denn Erdbeben und Vulkanausbrüche ziehen den Reisenden im wahrsten Sinne des Wortes den Boden unter den Füßen weg.

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I Used To Be Darker

© Berlinale

Sich selbst finden, sich selbst verlieren, seine Rolle im Leben neu definieren, Menschen gehen lassen und festhalten, alte Wege verlassen, neue beschreiten - all das sind Themen des amerikanischen Independentfilms I Used To Be Darker von Matt Porterfield, der sowohl beim Sundance Festival als auch auf der Berlinale gezeigt wurde und beweist, dass das US-Kino noch so viel mehr zu bieten hat als glatt polierte Hollywood-Blockbuster.

Warum Taryn (Deragh Campbell) aus ihrer nordirischen Heimat abgehauen ist, bleibt ein Geheimnis. Ohne ihre Eltern zu informieren, verbringt sie den Sommer in Ocean City, Maryland. Doch eine ungewollte Schwangerschaft durchkreuzt ihre Pläne. Statt nach Hause zu fahren, sucht sie Zuflucht bei ihrer Tante und ihrem Onkel in Baltimore. Doch Kim (Kim Taylor) und Bill (Ned Oldham) befinden sich selbst in einer Krise und auch ihre Tochter Abby (Hannah Gross) ist durch die Trennung der Eltern aus dem Gleichgewicht geraten. Alle Beteiligten müssen von ihrem altbekannten Leben Abschied nehmen und etwas Neues wagen und alle sind von dieser Herausforderung gleichsam verunsichert. Und so gerät Taryn, statt ein stabiles Refugium vorzufinden, zwischen die Fronten.

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Inch'Allah

© Philippe Lavalette
Der Nahostkonflikt stellt einen der komplexesten Kriegsherde der Welt dar. Die Spannungen zwischen Israel und Palästina haben eine lange Geschichte und die anhaltende Aggression auf beiden Seiten macht ein Urteil darüber, wer an der Situation die Schuld trägt, fast unmöglich. Umso enttäuschender ist es, wenn ein Film wie Inch'Allah nur eine Seite der Medaille beleuchtet, statt das Problem in seiner Gänze darzustellen.

Die kanadische Geburtshelferin Chloe (Evelyne Brochu) arbeitet in einem palästinensischen Flüchtlingscamp in der West Bank, wohnt aber in Israel. Auf beiden Seiten der Grenze hat sie Freunde. Mit ihrer Nachbarin, der Grenzsoldatin Ava (Sivan Levy), zieht sie abends um die Häuser, doch es ist ihre palästinensische Patientin Rand (Sabrina Ouzani), der sie am nächsten steht. Je enger das Verhältnis zu Rand und ihrer Familie wird, desto schwerer fällt es Chloe, neutral zu bleiben. Plötzlich ist sie mitten drin in einem Gedenkmarsch für ein verstorbenes Kind und hilft dabei, Plakate mit Märtyrerparolen aufzuhängen. Als die junge Frau merkt, dass sie diesen fremden Krieg zu ihrem eigenen macht, ist es schon zu spät. Chloe muss Position beziehen. Mit allen Konsequenzen.

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Freitag, 15. Februar 2013

Nobody's Daughter


© Jeonwonsa Film Co.
Ich bin keine Fachfrau für das asiatische Kino, obwohl ich durchaus schon ein paar seiner Vertreter gesehen habe. Es passiert mir immer wieder, dass ich mich bei Filmen aus China, Korea, Japan, Taiwan und so weiter unsicher fühle, weil ich so schlecht einschätzen kann, ob der Humor, den ich wahrnehme, gewollt ist, oder ob ich nur lache, weil mir der asiatische Kulturraum so fremd ist. Ebenso erging es mir in Nobody’s Daughter von Hong Sangsoo.

Eine junge Frau verabschiedet sich von ihrer Mutter, die nach Kanada auswandert. Später trifft sie sich mit ihrem Professor, mit dem sie eine Affäre hat, obwohl dieser verheiratet und vor kurzem Vater geworden ist. Im Laufe des Films beendet sie diese für sie unbefriedigende Verbindung.

Hauptfigur Haewon (Jung Eunchae) geht im Film wichtige Schritte auf Weg vom Kind zum Erwachsenen. Sie verabschiedet sich von ihrer Mutter – ein Akt, den ich eher symbolisch gesehen habe. Sie macht sich von den Eltern unabhängig, spricht davon, eine eigene Wohnung zu beziehen. Ihr Professor Seongjun (Lee Sunkyun) wirkt auf Grund des Altersunterschiedes für mich wie eine Vaterfigur. Auch von ihm muss sich Haewon lossagen, um ihren eigenen Weg zu gehen. Damit wächst sie auch über ihren älteren Liebhaber hinaus, denn während dieser an der Trennung zu zerbrechen scheint, schreitet Haewon gehobenen Hauptes in eine ihr unbekannte Zukunft. Damit reiht sie sich in die Schlange starker Frauenfiguren im diesjährigen Berlinale-Wettbewerb ein und wird für mich zu einer jüngeren Version der chilenischen Filmheldin Gloria.

Etwas verwirrt hat mich das Spiel von Traum und Realität, mit dem uns Hong Sangsoo immer wieder verunsichert. Mir scheint es unmöglich, diese beiden Sphären im Film klar voneinander zu unterscheiden. Einzelne, auf mich besonders absurd wirkende Episoden, werden relativ deutlich als Trauminhalte dargestellt. Die letzte Einstellung jedoch, die Haewon schlafend in der Bibliothek zeigt, stellte meine bisherige Interpretation wieder komplett in Frage. Vielleicht aber spielt es auch gar keine Rolle, da es nicht um die realen Erlenisse der Hauptfigur, sondern um ihre Persönlichkeitsentwicklung geht.

Nobody’s Daughter ist einer dieser Festivalfilme, die mich einfach nicht vom Hocker reißen, obwohl ich irgendwo in mir drin spüre, dass sie eigentlich gut sind. Aber vielleicht liegt es auch an der langsam einsetzenden cineastischen Übersättigung, dass Hong Sangsoos Film bei mir keinen bleibenden Eindruck hinterlassen konnte.  


Donnerstag, 14. Februar 2013

Dark Blood


© Berlinale

Eigentlich bin ich etwas zu jung, um mit dem Namen River Phoenix etwas anfangen zu können. Von seinem Tod erfuhr ich aus der Bravo, aber damals hatte ich keine Ahnung, um wen es sich eigentlich handelte. Inzwischen weiß ich das natürlich. Deshalb beschlich mich auch ein merkwürdiges Gefühl als ich mit Dark Blood Rivers letzten Film ansah. Zwanzig Jahre nach seinem Tod hat Regisseur George Sluizer das bereits abgedrehte Material zu einem unvollständigen Kinospielfilm zusammengestellt.

Ob das funktioniert, ist keine ganz einfache Frage. Es kommt wohl darauf an, was man erwartet. River Phoenix verstarb Ende Oktober 1993 in L.A., wo die Innenaufnahmen für Dark Blood gedreht werden sollten. Dementsprechend fehlt in der nun vorliegenden Version ein Großteil der Szenen, die sich in geschlossenen Räumen abspielen. Die Außenszenen waren bereits in Utah abgedreht worden, weshalb der Film, so wie ich ihn nun sehen durfte, fast vollständig unter freiem Himmel spielt.

Das Schauspielerehepaar Buffy (Judy Davis) und Harry (Jonathan Pryce) verbringt seinen Urlaub in der Wüste, besichtigt ehemalige Indianerdörfer und genießt die Abgeschiedenheit. Diese jedoch wird ihnen zum Verhängnis, als sie mitten im Nirgendwo mit einer Autopanne liegen bleiben. Kein Mensch weit und breit. Doch Buffy und Harry haben Glück und treffen den Witwer Boy (River Phoenix), der in der Nähe ein kleines Häuschen bewohnt. Der junge Mann, nach eigener Aussage Achtelindianer (das Wort „Native American“ war offenbar in den 90ern noch nicht so modern), wirkt von Anfang an ein wenig verschroben. Der Tod seiner Frau an den Folgen der in der Umgebung durchgeführten Atomtests hat ihn sehr mitgenommen. Boy rechnet jeden Tag mit dem Weltuntergang und hat sich bestens auf die Apokalypse vorbereitet. Als er Buffy begegnet, glaubt er in ihr eine Seelenverwandte zu entdecken, mit der er nach der atomaren Katastrophe die Erde neu bevölkern möchte. Seine anfängliche Hilfsbereitschaft entpuppt sich als gefährlicher Wahn.

Im Grunde ist Dark Blood ein Psychothriller. Die Story könnte man sich heute durchaus auch als Torture Porn vorstellen. Boy wird immer unberechenbarer und gewaltbereiter, die Lage von Buffy und Harry immer aussichtsloser. Denn da Boy an der schönen Schauspielerin Gefallen gefunden hat, hält sich sein Interesse an der Weiterreise des Paares stark in Grenzen. Weit entfernt von der nächsten Stadt, mitten in der erbarmungslos heißen Wüste, gibt es für Buffy und Harry im Grunde kein entrinnen. Die durchaus gegenseitige Anziehung zwischen Buffy und Boy verleiht diesem Konzept eine erotische Nuance (Ich dachte so still bei mir: Wäre 50 Shades of Grey zwanzig Jahre früher geschrieben worden, hätte River Phoenix zweifelsohne die Hauptrolle gespielt). Da ist irgendetwas an diesem verwirrten jungen Mann, dass die nicht ganz so knackige Schauspielerin anzieht. Es ist nicht seine Jugend, es ist gerade diese diabolische Aura, die ihn umgibt, und die Direktheit, mit der er seinem Begehren Ausdruck verleiht. Bis zum Ende ist Buffy hin und hergerissen zwischen Angst und Sehnsucht. Diese Ambivalenz, das Spiel mit dem Feuer wird zu einem prickelnden Subplot, der für mich das interessanteste Element der Geschichte ist.

Das wirklich Tragische an der unfertigen Version von Dark Blood ist, dass gerade diese spannende Beziehung zwischen Buffy und Boy nicht ausgespielt wird, da ihre intimsten Szenen selbstverständlich nicht mitten in der Wüste stattfinden, sondern Teil der Innenaufnahmen waren, die nicht mehr durchgeführt werden konnten. So fehlen insbesondere die Teile der Geschichte, in denen sich die beiden näher kommen, wie Buffy Schritt für Schritt realisiert, dass sie es mit einem Wahnsinnigen zu tun hat und auch einige der Psychospielchen, die Boy gen Ende mit seinen „Gästen“ treibt. George Sluizer ersetzt diese Szenen durch eine Erzählstimme, die zwar die inhaltlichen Lücken füllen, selbstverständlich aber nicht die entsprechende Atmosphäre erzeugen kann. Darunter leidet die Entwicklung der Charaktere und ihrer Beziehungen.

Meiner Meinung nach funktioniert Dark Blood trotzdem. Es kommt aber wie gesagt darauf an, was man erwartet. Auch wenn mich die Musikuntermalung manchmal ein wenig daran erinnerte, erleben wir hier keinen psychologisch ausgetüftelten David Lynch Film. Die Atmosphäre kann durch das fehlende Material nicht die notwendige Dichte erreichen, um den Zuschauer wirklich mitzureißen. Aber muss sie das? Dark Blood ist für mich kein unvollständiger Film, sondern eine andere Art Film. Das Experiment, Plotlöcher durch Erzählungen und Erklärungen zu füllen - George Sluizer versorgt uns durchaus mit Informationen, die wir der reinen Handlung nicht entnommen hätten – ist meines Erachtens gelungen. Etwas in mir sträubte sich mit aller Kraft gegen die Auslassungen und verlangte danach, diese Szenen zu sehen, bei denen es sich ja auch noch um die emotionalsten des Films handelte. Aber gerade diese Sehnsucht danach, den Streit, den Sex, den Wahnsinn, die Bedrohung ausagiert zu sehen statt nur erzählt zu bekommen, ist eine interessante Beobachtung an mir selbst.

Das Fehlen einzelner Plotelemente verleiht überdies Einblick in den Entstehungsprozess eines Spielfilms und zeigt wie sehr die Handlung durch die Dreharbeiten fragmentiert wird. Dark Blood ist also ein interessantes filmisches Experiment, nicht notwendiger Weise ein spannender Film. Aber dann wieder zeichnen sich die meisten Filme im Berlinale Wettbewerb ohnehin nicht durch eine mainstreamtaugliche Dramaturgie aus. Warum also dieser?


Harmony Lessons


© Harmony Lessons Film Production

Was ich absolut nicht vertragen kann, ist, wenn in einem Film Tiere gequält werden. Außerdem habe ich ein wirklich gravierendes Problem, anderen Leuten beim Kotzen zuzusehen. Insofern war Harmony Lessons nicht unbedingt der optimale Start in den Berlinale-Tag. Umso erstaunlicher, dass mir der Film trotzdem gut gefallen hat.

Wenn ich nach dieser Einleitung von „schönen“ Bildern spreche, ist das natürlich verwirrend. Aber selbstverständlich geht es in Harmony Lessons noch um Einiges mehr als nur Tierquälerei und Erbrochenes. Regisseur Emir Baigazin erzählt die Geschichte des ca. 14 jährigen Mobbingopfers Aslan (Timur Aidarbekov). Nachdem er vom Gangoberhaupt Bolat (Aslan Anarbayev) als Persona Non Grata erklärt wird, richtet Aslan seine Aufmerksamkeit verstärkt nach innen. Seine intensive Beschäftigung mit der eigenen Gesundheit und Hygiene nimmt geradezu zwanghafte Formen an. Als er erfährt, dass Kakerlaken Krankheitserreger übertragen, beginnt er Folter- und Tötungsmethoden für die Insekten zu entwickeln. Schon hier merken wir, dass der Junge eine tickende Zeitbombe ist, die sich ihre Aggressionen sorgfältig für den großen Gegenschlag aufspart.

Anders als der Titel vermuten ließe, geht es in Harmony Lessons vor allem um Gewalt. Bolat terrorisiert Aslan und seine Mitschüler, ist im Grunde aber selbst nur das Glied einer längeren Kette von Aggression. Wie sich im späteren Verlauf zeigt, sind die Erwachsenen in dieser Hinsicht keinen Deut besser. Harmony Lessons ist wahrlich kein „easy viewing“. Mehr als einmal musste ich wegschauen. Zum Beispiel wenn Aslan, der in der kasachischen Einöde unter einfachsten Bedingungen lebt, vor laufender Kamera ein Schaf schlachtet, ihm die Haut abzieht, die Eingeweide herausnimmt, dabei ein Embryo entdeckt und diesem ebenfalls die Kehle durchschneidet. Zu Beginn habe ich mich gefragt, warum uns Emir Baigazin mit diesen unnötig expliziten Bildern quält. Doch im Grunde sind sie die konsequente Einleitung eines Films, dessen permanente Gewalt uns einfach nur anekelt. Nicht weil wie in einem Actionfilm das Blut spritzt und Leute sich am laufenden Band die Köpfe einschlagen. Doch der Psychoterror, den Bolat durch seine Herrschaft ausübt, ist derart grausam, dass es in der Pressevorführung einen spontanen Szenenapplaus gab, als der Gangleader endlich selbst eine verpasst bekam. Aber nicht nur Bolat, auch Aslan ist nicht unbedingt das, was man einen Sympathieträge nennt. Dass er für die Kakerlaken einen elektrischen Stuhl bastelt, auf dem er sie dann für das Stehlen von Nahrung bestraft, ist schon ziemlich unheimlich, um nicht zu sagen abstoßend.

Trotz meiner Begeisterung für die Inszenierung, die Art und Weise wie Emir Baigazin die Innenwelt seines Protagonisten durch Bildkompositionen veranschaulicht, und die packende Story, habe ich mich nach dem Film ein wenig nach dem „Warum“ gefragt. Mobbing, bzw. Bullying, wie es heute auch genannt wird, ist durchaus ein beliebtes und auch wichtiges Thema. Doch war mir der inhaltliche Mehrwert dieser kasachischen Variante nicht ganz klar. Wenn ich den Film also weiterempfehle, dann mehr wegen seiner Machart, weniger auf Grund seiner Geschichte und definitiv nicht auf Grund seiner expliziten Darstellung von Folter und Magenentleerungen. 

Außerdem sei Harmony Lessons jedem ans Herz gelegt, der schon immer einmal ein kasachisches Martial-Arts-Schaf sehen wollte. Und da reichen dann auch die ersten 60 Sekunden!