Dienstag, 16. Februar 2010

Father of Invention

© Anchor Bay/ Regie: Trent Cooper

Ich hatte mich sehr auf Kevin Spacey gefreut. Der war aber leider nicht da. Ich hatte mich auch sehr auf Heather Graham gefreut. Die war aber leider nicht da. Aber der Film war da. Immerhin.

Nach der Vorstellung – die Hälfte des Publikums stürmt aus mir völlig unerfindlichen Gründen aus dem Kino – kommen Regisseur und anwesende Schauspieler noch einmal nach vorne um Fragen zu beantworten, die keiner stellt. Zum Glück ist die Moderatorin gut vorbereitet und kann das übernehmen. Während die weibliche Hauptdarstellerin, ein junges Püppchen im knallpinken Kleid und 10cm-Highheels, immer wieder betont, wie unglaublich inspirierend die Arbeit mit Kevin Spacey war, schämt sich Victoria Madsen noch immer für ihre gewollt miserable Gesangsperformance im Abspann und macht sich damit unschlagbar sympathisch.

Bis 10 Minuten vor Schluss hatte ich gedachte, ich hätte meinen diesjährigen Lieblingsfilm gefunden. Dann kam die Wende: der berühmt berüchtigte ur-US-amerikanische deux ex machina - die pathetische Rede. Alles was der Film gerade an gut durchdachter Gesellschaftsanalyse, liebevoller Charakterzeichnung und attraktivem Set-Design aufgebaut hatte, fiel in einer großen, klebrigen, rosa Kitschblase zusammen. Wie ein zu groß aufgeblasener Hubba Bubba, der einem überall im Gesicht klebt. Nervig.

Dabei hatte alles so gut begonnen. Spacey spielt gekonnt einen Home-Shopping-Produkte-Erfinder, der durch einen Produktionsfehler sein Vermögen verloren hat. Denn wir wissen ja, dass man in den USA den Hersteller verklagen kann, nur weil man selbst unfähig ist, seine Produkte ordnungsgemäß zu bedienen. Roger, unser Protagonist, ist genau dieser Regelung zum Opfer gefallen. Er hat nicht nur sein Geld, sondern auch das Vertrauen seiner Familie verloren. Nach einem jahrelangen Gefängnisaufenthalt steht er quasi vor dem Nichts und muss in der WG seiner Tochter einziehen, um nicht im Obdachlosenasyl zu versauern. Natürlich haben er und seine Tochter ein schwieriges Verhältnis, schließlich war er mal erfolgreich und beschäftigt und ein schlechter Vater – was ja in Hollywoodfilmen immer zusammengehört (und das im Land des „self-made-man“ Ideals…). Was hier nach einer vorhersehbaren Standard Story klingt, entpuppt sich als sehr amüsant umgesetzte Geschichte. Mit den Charakteren wird liebevoll umgegangen: man lacht mit ihnen und nicht über sie und kann sich so in bestimmten Situationen auch mit ihnen identifizieren – auch ohne persönliche Erfahrungen mit katastrophalen Vater-Tochter-Beziehungen. Mich, die ich diese Erfahrungen ja nun leider habe, hat die Geschichte deshalb so berührt, weil in ihrem Zentrum die Frage der Vergebung steht. Kann ich vergeben? Muss ich vergeben? Hilft mir Vergebung weiter, oder mache ich mich zum Opfer weiterer Verletzungen durch einen unverbesserlichen Idioten? Wenn ich es mir genau überlege, ist die pathetische Rede vielleicht doch gar nicht so deplatziert, sondern ein „unhappy happy ending“, dass unglaubwürdig sein muss, um uns daran zu erinnern, dass sich in der Realität zwischenmenschliche Probleme eben nicht so einfach lösen lassen.

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