Mittwoch, 16. Februar 2011

Gandu

© Jinga Films/ Regie: Kaushik Mukherjee
"Gandu" ist angeblich die bengalische Bezeichnung für "Arschloch" oder "Wichser". So ganz genau kann uns das der Regisseur mit dem Künstlernamen Q nicht erklären. Ist aber auch nicht so wichtig, denn wir haben ja den Film gesehen und können uns selber überlegen, wofür die Bezeichnung stehen könnte. Meiner Meinung nach passt "Armes Schwein" ganz gut.

Gandu ist ein junger Mann mit großen Träumen. Er wäre gerne ein berühmter Rapper und spielt jeden Tag Lotto in der Hoffnung auf den Hauptgewinn. Eigentlich hat er es ganz gut: Er wohnt in einer sauberen Wohnung mit Spülklo - echter Luxus, wenn man seinem Freund Ricksha glauben will, der in einem Slum zu Hause ist. Aber Gandu ist nicht zufrieden. Er beklaut den Freund seiner Mutter während die beiden Sex haben und investiert das Geld in Drogenexzesse mit Ricksha. Dabei erlebt er so manche aufbauende Vision von Göttinnen, Sex und dem lang ersehnten Lottogewinn. Was davon real und was davon nur Teil des Drogenrausches ist, wird für meinen Geschmack nicht recht deutlich. Das stört mich aber weniger, da der Film insgesamt so überdreht ist, dass man sowieso nicht mit einer linearen Erzählung rechnet. Die Story wird immer wieder von Gandus Rap-Einlagen unterbrochen, die im Stil eines Musikvideos präsentiert werden. Wenn man auf die Musik steht - und ich stehe voll auf Gandus Musik - macht das wirklich einen Heidenspaß! Unterstützt wurden diese musikalischen Einlagen übriens von der Asian Dub Foundation.

Irritiert haben mich trotz der reichlich liberalen Erziehung meiner Mutter und diverser Pornoerfahrungen die expliziten Sexszenen. Ich habe einfach noch nie Oralverkehr im Hauptkino des Cinemax gesehen: Krass groß! Da wundert es mich nicht, als Q erzählt, dass er diesen Film nicht in Indien zeigen könne. Ob das wohl wirklich an Indien liegt? Ich bin mir nicht ganz sicher...

Der Moderator, der die Q&A übernimmt, ist nicht nur gut vorbereitet, sondern bereits ein Fan des Films. Deshalb macht das Interview, das er führt, mindestens so viel Spaß wie der Film selbst. Witziger Weise meldet sich ein indischer Zuschauer, der mich stark an eine Person von vor einem Jahr erinnert. Bei der Berlinale 2010 hatte ich ebenfalls einen indischen Film gesehen, der durch seine sexuellen Implikationen als kontrovers zu bezeichnen ist. Auch damals wurde eine kritische indische Stimme laut. Ein Phänomen, das mir noch in keinem anderen Film untergekommen ist. Handelt es sich hier um einen speziellen indischen Nationalstolz, der die Zuschauer dazu verleitet, das Gezeigte zu verurteilen? In diesem Fall brachte der Mann den Eindwand, die von Gandu benutzte Sprache - das Pendant zum Kiezdeutsch ("Alta", "Krass", "Lan", "Schüsch") sei erfunden und werde nirgends gesprochen. Q bleibt ruhig. Er ist von seinem Film überzeugt.
Richtig so!

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Gandu Trailer from moifightclub on Vimeo.

1 Kommentar:

  1. Es liegt nicht an Indische Nationalstolz sondern an dem Person. Wir sind noch nicht ganz Erwachsen geworden als ein Nation. Der film hat mich überzeugt und ich bin ein Q fan geworden. Die einzige Sache die mich gestört hat ist das die Texte von dem Musik nicht besonders wertvoll ist. Aber ansonsten... the Indian New Wave is there finally. Freut mich das dieser Film dir auch gefallen hat.

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