Sonntag, 13. Februar 2011

Las Malas Intenciones

© Barry Film/ Regie: Rosario Garcia-Montero
Mein erster Kinderfilm der diesjährigen Berlinale ist ausgerechnet ein peruanischer Film, worüber ich mich natürlich sehr freue. Peruanische Filme sind selten, dabei ist das peruanische Spanisch das einzige, das ich wirklich verstehe. Aber es war mir leider nicht vergönnt, hier das Filmerlebnis mit einer Spanischlektion zu verbinden, denn die Berlinale-Organisation hat sich etwas ganz Großartiges einfallen lassen. Der Film wurde in 3 Sprache gezeigt: in spanischer Originalfassung mit englischen Untertiteln und einem deutschen Voiceover. Ja, genau. Während des gesamten Filmes war die Stimme einer Frau zu hören, die netter Weise alle Rollen auf Deutsch mitsprach, so dass man auch bloß nicht den Klang der Originalfassung genießen konnte. Ich war entsetzt.

Natürlich weiß ich, dass diese Neuerung es dem jungen Publikum leichter machen soll, die Filme zu verstehen. Aber ich für meinen Teil konnte mich bei diesem Sprachenwirrwarr nicht mehr wirklich auf den Film konzentrieren. Und das war sehr, sehr schade, denn das, was ich neben dem babylonischen Erlebnis mitbekam, war fantastisch.

Es geht um die junge Cayetana, die im Peru der 80er Jahre in wohlhabenden Verhältnissen lebt. Der Terrorismus ist etwas, das zwar im Hintergrund ihres Lebens existiert – der Strom fällt aus, es gibt Bombenalarm in der Schule – aber im Großen und Ganzen lebt sie ein behütetes Leben. Doch Cayetana ist einsam. Ihre Mutter ist über längere Zeit nicht zu Hause, ihr leiblicher Vater vergisst meistens, sie für den Sonntagsausflug abzuholen. Ihr Stiefvater und die Angestellten sind ihr zwar freundlich gesinnt, aber das kann das Mädchen nicht darüber hinwegtrösten, dass sie für ihre Mutter nur Hass zu empfinden vermag. Als dann auch noch die Geburt eines Brüderchens angekündigt wird, ist Cayetana sicher, dass dies ihr Ende bedeutet.
Es scheint, als ob die Stimmung des Landes, die ewige Präsenz des Terrors und des Todes, sich auf dieses morbide Mädchen übertragen würde. Cayetana entwickelt eine Faszination für die Vergänglichkeit, von der sie plötzlich umgeben scheint. In ihrer Fantasie wendet sie sich an die Helden ihrer Nation, die – wie sie? – alle Schlachten verlieren und trotzdem Helden bleiben. Doch obwohl sie versucht, mit dem Tod zu verhandeln, ihn bittet das Leben ihrer totkranken Freundin Jimena zu verschonen und stattdessen doch lieber sie selbst, Cayetana, zu holen, kommt dennoch am Ende alles anders.

Die Hauptdarstellerin war während der Dreharbeiten nur 7 Jahre alt Als die kleine Person unter tosendem Applaus die Bühne betritt, kann ich noch gar nicht glauben, dass es sich um dieselbe handelt, die eben noch so eine fantastische Schauspielleistung auf der Leinwand abgeliefert hat. Leider ist nur noch Zeit für 3 Fragen, die leider vom Publikum nicht optimal genutzt werden: „Wie alt ist Cayetana?“ „Wie hat Cayetana die Regisseurin kennengelernt?“ „Wurden für diesen Film wirklich Kanarienvögel getötet?"

Aber eigentlich war dieser Film auch so klar, dass gar nicht mehr so viele Fragen notwendig sind. Er bleibt mir im Gedächtnis als ein anspruchsvoller Kinder- und ein anrührender Erwachsenenfilm, den ich jedem Harry Potter und High School Musical vorziehen würde.

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