Montag, 14. Februar 2011

Mit dem Bauch durch die Wand

© Columbus Film/ Regie: Anka Schmid
Als ich mich gerade gemütlich in meinen Kinosessel gelümmelt habe, fällt mir siedend heiß ein, dass ich mich ja wieder in einem Kinderfilm befinde und nun wieder dem deutschen Voiceover lauschen muss. Zu meinem Glück haben sie das Sprachproblem in der Kategorie Jugendfilm anders gelöst: es gibt sowohl englische als auch deutsche Untertitel. Ein Glück.

Der Dokumentarfilm aus der Schweiz begleitet drei junge Mütter über einen Zeitraum von 3 Jahren. Gemeinsam haben sie, dass sie alle vor ihrem 18. Lebensjahr schwanger geworden sind. Es handelt sich hier aber nicht um die Berlinale-Version von „Mitten im Leben“, sondern um einen zurückhaltenden Dokumentarfilm, der das Dasein der Teeny-Mütter manchmal geradezu beschönigt. Keine Skandale, Dramen, Exzesse. Kein Geplärr, keine Schläge oder Drogen – kein Bedarf an der Super-Nanny. Stattdessen einfühlsame Geschichten von jungen Frauen, deren Leben zwar auf den Kopf gestellt wird, die daran aber eher zu wachsen als zu zerbrechen scheinen. Geschichten von Überforderung, aber auch von Familiengründung und Zukunftsplänen. 

Am Ende frage ich mich einmal mehr, warum ich eigentlich immer so viel darüber nachdenken muss, wann der richtige Zeitpunkt für ein Kind ist. Wollte die Filmemacherin das mit ihrem Film erwirken? Dass junge Frauen wild lospimpern? Wohl kaum. Sie selbst sagt, dass sie gar keine spezifische Aussage im Sinn gehabt habe. Sie wollte einfach einen Film über junge Mütter machen. Und Punkt.

Ich bin begeistert. Bislang der beste Filme der diesjährigen Berlinale. Und ein tolles Kontrastprogramm zu dem Mist, dem unsere deutschen Jugendlichen tagtäglich durchs Privatfernsehen ausgesetzt sind. Denn RTL und Konsorten liefern mit ihren Sendungen ein Bild von Müttern, die ihre Kinder als Rechtfertigung für ihr Scheitern am Leben benutzen. „Mit dem Bauch durch die Wand“ erzählt die gegenteilige Geschichte, bleibt dabei ehrlich und kehrt die Probleme nicht unter den Teppich. Vielleicht mag der Film dazu verleiten, selbst Nachwuchs in die Welt zu setzen. Aber er spornt auch an, allen Widrigkeit zum Trotz, ein verantwortungsbewusster Mensch zu werden.
Klasse. 

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