Freitag, 18. Februar 2011

Odem

© Obelis Productions  
Regie: Jonathan Sagall


Letztes Jahr hatte ich es erfolgreich vermieden, mir während der Berlinale einen Film im Friedrichstadtpalast anzusehen. Denn bei meinem ersten Kinoerlebnis in diesem Etablissement hatte ich vor lauter Knieschmerzen mitten in der Vorstellung aufspringen müssen, um mich in den Gang zu setzen. Wie kann dieses ehrwürdige Theater nur so unbequeme Sitze haben?! Nun, dieses Jahr führte aus organisatorischen Gründen kein Weg am Friedrichstadtpalast vorbei, weshalb ich mich heute gleich zweimal hintereinander in die engen Reihen quetschen muss.

Für den ersten Film, „Odem“, hat es sich auf jeden Fall gelohnt. Ich hatte eigentlich darauf spekuliert, viel Arabisch und Hebräisch zu hören – zwei Sprachen, deren Klang mich immer wieder aufs Neue verzaubert. Dass der Film dann aber größten Teils auf Englisch war, ist wirklich der einzig wahre Wehrmutstropfen dieses cineastischen Erlebnisses.

Der Film handelt von der Palästinenserin Lara, die in England eine unglückliche Ehe lebt. Eines Tages steht ihre Jugendfreundin Inam vor der Tür. Vor vielen Jahren sind die Freundinnen gemeinsam aus Palästina nach London ausgewandert. Die beiden verbindet nicht nur eine nie ganz definierte erotische Beziehung, sondern auch ein traumatisches Erlebnis aus ihrer Jugend, das sie zusammenschweißt. Damals hat sich Inam sexuell einem israelischen Soldaten geopfert, um eine Festnahme Laras und ihrer selbst zu verhindern. Das Kind, das aus diesem unseligen Ereignis entstand, hat sie selbst mit einem Kleiderbügel im Badezimmer abtreiben müssen. Lara war dabei. Bei allem und immer.

Trotzdem kann sich Inam nie vollends für Lara entscheiden. Stets hat sie verschiedene sexuelle Beziehungen zu Männern, die nie lange halten. Einer dieser Männer ist ihr Englischlehrer Michael, der sich, nachdem er Inams unstetes Wesen erkennt, für Lara entscheidet. Erst ganz am Ende des Films erfährt auch der Zuschauer, dass die Hochzeit von Lara und Michael für Inam einen doppelten Verlust bedeutet hat. Vielleicht ist sie promiskuitiv, untreu, labil – aber auf ihre ganz eigene Weise hat sie immer eine Verbindung mit Lara gespürt.
Wie auch an dem Tag, an dem sie plötzlich vor Laras Tür steht, Erinnerungen zurückkehren lässt und den Sohn ihrer Freundin kidnappt…

„This is my live. I might as well live it. No questions asked.”

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