Mittwoch, 20. Juni 2012

Lady Vegas


© Wild Bunch/Regie: Stephen Frears
Bei Filmen über amerikanische Sportarten wie zum Beispiel Moneyball hängt das Verständnis der Handlung eng mit dem Verständnis der Sportart zusammen. Bei Lady Vegas (Originaltitel Lay the Favorite) verhält es sich ähnlich: Nur wer eine rudimentäre Ahnung von Sportwetten hat, könnte bei diesem Film von Stephen Frears (High Fidelity) mitfiebern. Vielleicht.

Beth (Rebecca Hall) hat das Strippen satt und will stattdessen als Cocktail-Kellnerin in den Casinos von Las Vegas arbeiten. Doch dieser immense Karrieresprung gelingt ihr nicht. Stattdessen erlangt sie über Kontakte einen Job bei dem Berufsspieler Dink (Bruce Willis). Wie sich herausstellt, hat die naiv wirkende Beth durchaus eine Begabung für Zahlen und – im Gegensatz zu mir – auch ein Verständnis für das Sportwettenbusiness. Es könnte alles so schön sein, doch Dinks Frau Tulip (Catherine Zeta-Jones) hat natürlich etwas gegen die blutjunge Konkurrentin und zwingt ihren Ehemann, Beth zu entlassen. Die lässt sich aber nicht unterkriegen und will bei der Konkurrenz in New York durchstarten. Schade nur, dass das Glücksspiel in diesem Staat iilegal ist...

Es fällt schwer, einen kurzen Inhaltsabriss von Lady Vegas zu schreiben, denn die Storyline ist Drehbuchautor D.V. DeVincentis nicht sonderlich gut gelungen. Es fehlt der rote Faden, eine klare Agenda der Protagonistin abseits von „ich will mal etwas anderes machen als mich auszuziehen“.  Erst in den letzten zwanzig Minuten kommt so etwas wie Spannung auf, aber auch an dieser Stelle krankt der Film daran, dass nicht jedermann das Wettgeschehen und somit die Brisanz der Situation durchblickt.

Ein Grund dafür, dass es Lady Vegas an keinem Punkt gelingt, sein Publikum mitzureißen, ist die Hauptfigur Beth, die einem vom ersten Moment an ziemlich auf die Nerven geht. Auch wenn die Geschichte im späteren Verlauf behauptet, Beth habe irgendetwas anderes als Hohlraum in ihrem hübschen Köpfchen, erscheint sie von Anfang bis Ende nicht nur naiv, sondern vor allem intellektuell reduziert. Wenn sie mit großen Augen Geldscheine zählt und dabei ausschaut wie ein Kleinkind im Spielzeugparadies, können wir es Tulip nicht verübeln, dass sie genervt mit den Augen rollt. Mir persönlich wäre es auch lieber gewesen, wenn Beths Dialoge etwas kürzer gewesen wären, denn die Quietschestimme, die Rebecca Hall hier an den Tag legt, macht den sowieso schon eher anstrengenden Film nicht angenehmer. Ohne Sympathie für die Hauptfigur aber, deren Schicksal die Handlung bestimmt, muss das Geschehen für den Zuschauer uninteressant bleiben.

Es gibt jedoch auch Highlights in Lady Vegas, namentlich Nebendarsteller Catherine Zeta-Jones und Vince Vaughn, der Dinks Konkurrenten Rosie mimt. Beide spielen zwar überzeichnete Charaktere, legen hierin aber so viel komödiantisches Talent an den Tag, dass die langweilige Story wenigstens durch ein paar Lacher aufgelockert wird. Ein persönliches Highlight war für mich das Wiedersehen mit Laura Prepon, die ich durch die Sitcom Die wilden 70er kennen und schätzen gelernt habe.

Da mir die Romanvorlage von der echten Beth Raymer unbekannt ist, kann ich nicht beurteilen, welchen Anteil Regisseur Stephen Frears und Drehbuchautor DeVincentis am Scheitern dieses Konzepts haben und wie viel auf das Buch selbst zurückzuführen ist. Interessieren würde mich allerdings, ob Beth auch im wahren Leben eine so nervtötende Person ist.

Insgesamt fällt mir kein guter Grund dafür ein, sich Lady Vegas im Kino anzusehen. Die Geschichte ist uninteressant erzählt, die Hauptfigur nicht sonderlich sympathisch. Abgesehen von verhaltenen Lachern über Catherin Zeta-Jones hat der Film keinen größeren Unterhaltungswert vorzuweisen. Wäre er nicht so prominent besetzt, wäre Lady Vegas in meinen Augen ein klarer „direct to DVD“-Kandidat.

KINOSTART: 19. Juli 2012





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