Mittwoch, 13. Juni 2012

Rock of Ages


© Warner Brothers/ Regie: Adam Shankman
Highschool Musical war gestern – heute ist Rock of Ages! Auch wenn die beiden Protagonisten eher so aussehen, als wären sie aus erstgenanntem Teeny-Streifen entsprungen, empfinde ich Rock of Ages als Erwachsenen-Version dieser Musical-Reihe. Schließlich ist die Besetzung der Hauptfiguren mit den glattpolierten und vollkommen austauschbaren Schauspielern Julianne Hough und Diego Boneta wohl auch weniger ein Versehen als ein ironisches Zwinkern in Hinblick auf die aus Rocker Sicht bemitleidenswerte Pop-Kultur.

Auf dem gleichnamigen Broadway-Musical basierend erzählt Rock of Ages die Geschichte eines einschlägigen Etablissements, dem „Bourbon Room“, dessen Existenz auf dem Spiel steht. 1987 sind es die Rocker, die für den moralischen Verfall von Los Angeles verantwortlich gemacht werden. An vorderster Front kämpft die Bürgermeistersfrau (Catherine Zeta-Jones) für die Schließung des Rock-Clubs. Ladenbesitzer Dennis (Alec Baldwin) und seine rechte Hand Lonny (Russel Brand) sehen ihre letzte Chance im Abschiedskonzert der sagenumworbenen Band „Arsenal“, deren Leadsänger Stacee Jaxx (Tom Cruise) nun eine Solokarriere starten will. Doch der listige und durchtriebene Manager Paul (Paul Giamatti) macht ihnen einen Strich durch die Rechnung. Ach ja, und dann ist da noch diese Lovestory von diesem jungen Mädchen vom Lande (Julianne Hough als Sherrie), die im „Bourbon Room“ als Kellnerin anfängt und sich in ihren Kollegen (Diego Boneta als Drew) verliebt.

Ja, die Handlung ist nicht das Aushängeschild von Rock of Ages. Ein Musical schaut man sich ja aber auch nicht wegen der atemberaubenden Handlungstwists an, sondern wegen der Musik! Und die konnte zumindest mich durchgehend begeistern. Dass die großen Rockklassiker allesamt „eingepopt“ sind, schmälert den Genuss ein wenig, doch wer sich schon bei den ersten Tönen von „More Then Words“ zur Jugendliebe zurück träumt und zu den Akkorden von „We built this city“ das Luftschlagzeug bespielt, dem wird Rock of Ages trotzdem Spaß machen.

Knallharte Rockmusik und das Musical-Genre passen eben auch einfach nicht besonders gut zusammen. Wo Catherine Zeta-Johnes das Bein in erstaunliche Höhen schwingt, können keine plärrenden Gitarrensolos erklingen. Dass Rock of Ages sich in dieser ungewöhnlichen Mischung selbst nicht ganz ernst nimmt, zeigt vor allem die Liebesgeschichte zwischen Drew und Sherrie. Die Locken des ersteren lassen sich am besten als Prinz-Eisenherz-Gedenkfrisur bezeichnen und Sherries Outfit unterscheidet sich auch nicht wesentlich von dem der jungen Britney Spears. Spätestens  wenn Drew von seinem Manager dazu gedrängt wird, Teil einer Boyband zu werden, ist der kritische Blick auf austauschbare Popsternchen nicht mehr zu übersehen.

Den beiden weitgehend charakterlosen und letztendlich auch vollkommen uninteressanten, weil gesichtslosen, Teeny-Ikonen wird mit Alec Baldwin, Russel Brand, Paul Giamatti, Mary J. Blige und Tom Cruise ein extrem charismatischer Cast gegenüber gestellt. Trotz all meiner Vorbehalten gegen Tom Cruise muss ich seine Darstellung des exzentrischen Rockstars in den höchsten Tönen loben. Er ist Stacee Jaxx durch und durch. Allein seine Körperhaltung drückt die Arroganz der Figur aus, lassen uns den Scientologen vergessen und nur noch den Rockmusiker sehen. Aber vielleicht ist Cruise selbst von seiner Figur gar nicht so weit entfernt. Immerhin wird von Stacee mehrfach behauptet, er würde satanischen Kulten frönen. So viel Selbstironie hätte ich Herrn Cruise wahrlich nicht zugetraut!

Die Selbstironie ist der kritische Punkt an Rock of Ages, denn ohne sie kann diese seichte, von Stereotypen durchsetzte Story auf der Leinwand nicht funktionieren. Leider ist die kritische Distanz des Films zu sich selbst nicht immer gleichermaßen deutlich: Nicht immer ist klar, wo wir ihn ernst nehmen und wo lieber belächeln sollen. Diese kurzen Momente der Irritation reißen uns als Zuschauer vorübergehend aus dem Musik-Universum heraus.

Rock of Ages hat keine große Geschichte zu erzählen, teilt aber großzügig Seitenhiebe auf Möchtegern-Rocker und Pop-Sänger aus. Dazu gibt es viel Musik, die wir alle irgendwoher kennen, mit der wir Erinnerungen verbinden und die für gute Laune sorgt. Wem das für einen gelungenen Kinoabend reicht, der wird definitiv gut unterhalten werden. Und die Moral von der Geschicht’: Rockmusik stirbt niemals nicht!!

Schönstes Zitat:
Sherrie: „I’m a stripper!“
Drew: „I’m in a boy band...“
Sherrie: „You win!“

KINOSTART: 14. Juni 2012

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